Grundbegriffe
der Politischen Bildung

Diversitätsorientierung

Diversitätsorientierung in der politischen Erwachsenenbildung ist die wertschätzende Anerkennung der Realität einer diversen, also vielfältigen Gesellschaft und die Ableitung von Konsequenzen einer solchen Diversität für die pädagogische Praxis. Sie drückt sich aus in Bestrebungen politischer Bildner*innen, diversitätssensibel zu sein, oder im sogenannten Diversity-Mainstreaming in der Organisationsentwicklung von Einrichtungen und Verbänden politischer Bildung.

Öztürk und Lüneberg leiten aus der Realität einer diversen Teilnehmer*innenschaft in Angeboten der (politischen) Erwachsenenbildung die Notwendigkeit von (migrationsbezogenen) Diversitätskompetenzen als Bestandteil pädagogischer Professionalität ab (siehe 2022). Hierzu gehören für sie „die Entwicklung eines Kontingenzbewusstseins und eine ausgeprägte Reflexionsfähigkeit“ (ebd.). Kontingenzbewusstsein (das Bewusstsein von der prinzipiellen Offenheit und Ungewissheit menschlicher Erfahrungen) trage dem Umstand Rechnung, dass menschliche Lebenserfahrungen individuell und offen sind. Sie schütze somit vor einem geschlossenen Kulturverständnis und der (Re-)produktion kultureller Stereotype. Es gelte also den Blick jeweils auf konkrete Individuen in konkreten Situationen zu richten. Hierfür brauche es der beständigen Reflexion des Moments und der eigenen sozialen Prägungen. Für Heinemann (2020) besteht der richtige pädagogische Umgang mit Diversität außerdem in der Reflexion der eigenen Involviertheit in gesellschaftliche Dominanzverhältnisse. Sie plädiert dafür, den Blick weg von den vermeintlich „Anderen“ und auf sich selbst zu richten.

Auf institutioneller Ebene bedeutet Diversitätsorientierung, dass sich die gesellschaftliche Vielfalt auch in einer diversen Träger-, Mitarbeiter*innen- und Teilnehmer*innenschaft ausdrückt. Des Weiteren geht es Einrichtungen oder Verbänden darum, eine Kultur und Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Menschen, vor allem solche mit Diskriminierungserfahrung, akzeptiert und sicher fühlen (siehe Wylezol 2022: 34).

Weiterlesen

Transfer für Bildung e.V.

Transfer für Bildung e.V.

Der Verein Transfer für Bildung e.V. setzt sich für die politische und kulturelle Bildung ein. Er fördert deren Beforschung, Beratung und Begleitung der Praxis und unterstützt den Dialog von Wissenschaft, Praxis und Politik in diesen Bereichen.

Dieser Artikel ist Teil von:

Grundbegriffe der Politischen Bildung

Um Kontroversen, Positionen und Perspektiven in der Politischen Bildung einordnen zu können, braucht es Wissen um dahinterliegende Diskurse. Die Traditionslinien der Politischen Bildung schlagen sich dabei auch im Fachvokabular der Profession nieder. Die Begriffsprägungen zeigen somit Erkenntnisse, Konsense aber auch Konfliktlinien innerhalb des Fachdiskurses an. Der hierbei entstehende argumentative Dialog ringt dabei zugleich um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam mit unseren Autor*innen aus der Politischen Bildung stellen wir an dieser Stelle Grundbegriffe der Politischen Bildung vor.

→ Zur Übersicht der Grundbegriffe

Vertiefende Dossiers

Diversität
Die Pluralität unserer Gesellschaft muss sich auch in der Didaktik guter politischer Bildung widerspiegeln. Dieses Dossier zeichnet die Grundlagen des didaktischen Umgangs mit Heterogenität nach und führt in die Überlegungen zur Diversität ein.
Dossier
Digitale Praxis
Die politische Erwachsenenbildung wendet sich aktuell vermehrt digitalen Bildungsmöglichkeiten zu und stellt dabei ihre Angebote um. Es ist also höchste Zeit zu reflektieren, wie eine gute, digitale Praxis der politischen Erwachsenenbildung aussehen kann.
Dossier
Geschichte
Die Geschichte der politischen Erwachsenenbildung ist in Deutschland eine lebhafte. Um die heutige Prägung einordnen zu können, bedarf es einer historischen Kontextualisierung, die den verschiedenen Entwicklungsströmen nachspürt und sichtbar macht.
Dossier
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung