Grundbegriffe
der Politischen Bildung

Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit ist ursprünglich ein Begriff aus der Psychologie und bedeutet, „die Überzeugung eines Menschen, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können“. (Stangl, 2022) Mit der „Selbstwirksamkeitserwartung“ verbunden ist „das Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit auch unter extremen Belastungen“ (Spektrum). Wiederum mit der Selbstwirksamkeitserwartung verwandt ist die „Kontrollüberzeugung“, damit gemeint ist die „generalisierte Erwartung, Handlungsfolgen selbst unter Kontrolle zu haben“ (Neyer/Assendorpf 2018, 191)

In den gängigen Handbüchern zur politischen Bildung und Erwachsenenbildung ist der Begriff der Selbstwirksamkeit explizit nicht zu finden. Dort gibt es eine Reihe von Begriffen, die sich auf das „Selbst“ beziehen, z. B. Selbstbestimmung, Selbstreflexion, Selbststeuerung oder Selbstverwirklichung (Weißeno 2000, 36). Gemeint ist Ähnliches, aber nicht unbedingt dasselbe. Denn im Unterschied zu den genannten Begriffen meint Selbstwirksamkeit das Vertrauen in die Fähigkeit, die eigenen Kräfte so zu mobilisieren, dass gewünschtes Handeln zustande kommt.

Damit besteht ein enger Zusammenhang mit der Handlungsorientierung als zentrales Kriterium und Ziel politischer Bildung und mit dem bildungstheoretischen Ansatz einer am Subjekt orientierten Bildung. Eine ihrer Grundaussagen ist, dass „das Verstehen und somit das Lernen nicht erzwingbar sind […] Die Aneignung von Kenntnissen, Haltungen und Fertigkeiten ist und bleibt die ureigene Sache der Subjekte selbst […].“ (Meueler 2018, 1.390 und 1.391)

Selbstwirksamkeit als individuelle Handlungsfähigkeit und subjektorientierte Selbstbestimmung als didaktisches Prinzip sind zwei Seiten einer Medaille. Fremdbestimmte politische Absichten sind daher in der politischen Bildung wirkungslos. Ihre Chance liegt darin, das Vertrauen in die eigene Wirkungskraft der an den Veranstaltungen Teilnehmenden zu fördern und zu unterstützen. Dafür müssen offene Lernarrangements angeboten werden.

Weiterlesen:

  • Meueler, Erhard: Didaktik der Erwachsenenbildung/Weiterbildung als offenes Projekt, in: Rudolf Tippel/Anka von Hippel (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Band 2, 6. Aufl., Wiesbaden 2018, S. 1.385 – 1.401
  • Neyer, Franz J./ Asendorpf, Jens B.   Psychologie der Persönlichkeit. Springer Berlin und Heidelberg 2018
  • Spektrum Lexikon der Psychologie, in: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstwirksamkeitserwartung/14011)
  • Stangl, Werner.Selbstwirksamkeit, in:  Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, 2022, www https://lexikon.stangl.eu/1535/selbstwirksamkeit-selbstwirksamkeitserwartung
  • Weißeno, Georg (Hrsg.): Lexikon der politischen Bildung – Registerband, Schwalaach/Ts. 2000
Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer

Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer

Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer ist Politik- und Bildungswissenschaftler und außerplanmäßiger Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Er beschäftigt sich mit Geschichte, Theorie und Praxis der politischen Bildung sowie mit der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und -extremismus.

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Grundbegriffe der Politischen Bildung

Um Kontroversen, Positionen und Perspektiven in der Politischen Bildung einordnen zu können, braucht es Wissen um dahinterliegende Diskurse. Die Traditionslinien der Politischen Bildung schlagen sich dabei auch im Fachvokabular der Profession nieder. Die Begriffsprägungen zeigen somit Erkenntnisse, Konsense aber auch Konfliktlinien innerhalb des Fachdiskurses an. Der hierbei entstehende argumentative Dialog ringt dabei zugleich um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam mit unseren Autor*innen aus der Politischen Bildung stellen wir an dieser Stelle Grundbegriffe der Politischen Bildung vor.

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