Debatten
der Politischen Bildung

Gegendarstellung zu „Verordnetes Vergessen und ‚Dritte Schuld'“

Yana Milev zitiert einen Text von mir, in dem ich für die DDR-Geschichte zwischen einer Phase der „administrativ-terroristischen Machtdurchsetzung bis 1956“ und einer darauffolgenden poststalinistischen Phase unterscheide. Sie schreibt dann: „Damit wird der DDR das Terror-Paradigma zugeschrieben, welches eine totalitäre Diktatur nach Arendt charakterisiert und in neuen Formaten der Totalitarismus- und Diktaturenforschung repetitiv etabliert. […] Mit der Gleichsetzung der „DDR-Diktatur“ mit der NS-Diktatur wird der Nationalsozialismus und seine Akteure ein weiteres Mal, nach den Verjährungs- und Wiedereingliederungsbeschlüssen des Bundestages von 1965, bagatellisiert, seine Folgen und Opfer relativiert und anderen übertragen.“

Hierzu stelle ich fest: Mit keinem Wort habe ich die DDR-Diktatur mit der NS-Diktatur und ihren Verbrechen gleichgesetzt und den Nationalsozialismus bagatellisiert, seine Opfer relativiert und anderen übertragen, weder in dem von ihr zitierten Text noch anderswo. Ich bin vielmehr strikt dagegen, Opfer politischer Regime gegeneinander aufzurechnen. Ich habe auch nicht „der DDR“ ein „Terror-Paradigma“ zugeschrieben (was immer das sein mag), sondern gerade zwei Phasen unterschieden und nur für die erste von einer terroristischen, also auf massive Gewalt setzende Machtdurchsetzungsstrategie der sowjetischen und deutschen Kommunisten gesprochen. Für die zweite Phase halte ich die Begriffe „terroristisch“ und „totalitär“ für falsch, wie übrigens auch die von Yana Milev geschmähte Hannah Arendt. Mit der offenbar von Frau Milev vertretenen These, Stalin habe in der DDR und anderswo keinen Terror angewandt oder dieser sei durch den Kampf gegen den Nationalsozialismus gerechtfertigt, steht sie allein, selbst in der Szene von Verteidigern der DDR, für die sie spricht.

Um nicht in die Nähe einer solchen Gleichsetzung zu kommen, verwende ich auch nicht, wie von Frau Milev unterstellt, den Begriff „Unrechtsstaat“ und bin kein Anhänger einer wie auch immer gefassten „Totalitarismusdoktrin“ (obwohl es durchaus Elemente der Totalitarismustheorie gibt, die diskussionswürdig sind).

Jenseits dieser Falschbehauptungen über mich enthält der Text eine solche krasse Fülle von offenkundigem verschwörungstheoretischem Blödsinn (von zahlreichen kuriosen Schreibfehlern abgesehen), dass ich nicht glauben kann, dass dieser Text von einem Portal für politische Bildung publiziert wurde – noch dazu als vermeintlicher Grundlagentext.

Vertiefende Dossiers

Diversität
Die Pluralität unserer Gesellschaft muss sich auch in der Didaktik guter politischer Bildung widerspiegeln. Dieses Dossier zeichnet die Grundlagen des didaktischen Umgangs mit Heterogenität nach und führt in die Überlegungen zur Diversität ein.
Dossier
Digitale Praxis
Die politische Erwachsenenbildung wendet sich aktuell vermehrt digitalen Bildungsmöglichkeiten zu und stellt dabei ihre Angebote um. Es ist also höchste Zeit zu reflektieren, wie eine gute, digitale Praxis der politischen Erwachsenenbildung aussehen kann.
Dossier
Geschichte
Die Geschichte der politischen Erwachsenenbildung ist in Deutschland eine lebhafte. Um die heutige Prägung einordnen zu können, bedarf es einer historischen Kontextualisierung, die den verschiedenen Entwicklungsströmen nachspürt und sichtbar macht.
Dossier
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung