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Grundbegriffe
der Politischen Bildung
Deutungslernen
Das Konzept des Deutungslernens setzt sich von der Vorstellung einer Didaktik ab, die Lernen als einen linearen Vermittlungsprozess scheinbar objektiver Lerngegenstände versteht. Deutungslernen berücksichtigt dagegen, dass „nachhaltiges Lernen an biographisch erworbenes und lebensweltlich verankertes Wissen und Erfahrungen geknüpft ist.“ (Arnold 1996: 720). Darunter fallen vor allem soziale Deutungsmuster, womit „die von einem Kollektiv geteilten Vorstellungen über vergleichsweise komplexe Phänomene“ (Ullrich 2020: 7) gemeint sind. Im Rahmen politischer Bildung können das beispielsweise Deutungen und Vorstellungen über Demokratie, Regelungen gemeinschaftlichen Zusammenlebens, Abgeordnete, Wirtschafts-, Sozial oder Bildungspolitik, Europa oder Bürger*innen sein. Soziale Deutungsmuster werden zu Alltagsmodellen oder -theorien von Menschen, die in der Regel Handlungsoptionen bieten und demnach auch „zur Legitimierung von Handlungen verwendet werden.“ (ebd.: 6). Gleichzeitig sind sie von individuellen Erfahrungen (siehe: Exemplarisches Lernen), sozialisatorischen Prägungen sowie Einstellungen und Motivationen beeinflusst.
Auf den Bildungskontext übertragen aktiviert jedes (Lern-)Thema bei den Lernenden unterschiedliche biografische Erfahrungen, vorhandenes Wissen und soziale Deutungsmuster. Das heißt, das jeweilige Lernthema wird zwar von allen Teilnehmer*innen aufgegriffen, doch die Aneignung wird eigenständig abgewandelt, akzentuiert und artikuliert (siehe Arnold 1996: 726). Aus dieser (konstruktivistischen) Sicht wird darauf verwiesen, dass „sich Wissen nicht ‚vermitteln‘ lässt, sondern vielmehr in konkreten Situationen immer erst aus der eigenen Erfahrung heraus aufgebaut und konstruiert werden kann“ und dass „nur selbstkonstruiertes und in die eigenen kognitiven Deutungsstrukturen integriertes Wissen richtig verstandenes und bedeutsames Wissen ist“(Arnold 1996, S. 721). „‘Lernen‘ stellt sich dabei als ein subjektiver Klärungsprozess in der Bearbeitung höchst individueller Lernprojekte dar.“ (ebd.: 726).
Pädagog*innen/Bildner*innen sollten ihre Bildungsangebote demnach so gestalten, dass unterschiedliche Deutungen zugelassen und möglich sind. In einem zweiten Schritt geht es dann um die Verschränkungen mit anderen Deutungsperspektiven und im besten Fall um die Erweiterung vorhandener Deutungen bzw. das Erkennen neuer Deutungsmuster. Arnold nennt dies „offenere und riskantere Vermittlungsformen“, die eine hohe und spezifische Anforderung an die pädagogische Professionalität stellt (siehe ebd.: 724).
Weiterlesen
- Arnold, Rolf (1996): Deutungslernen in der Erwachsenenbildung. Grundlinien und Illustrationen zu einem konstruktivistischen Lernbegriff. In: Zeitschrift für Pädagogik 42/5, S. 719-730, online: https://www.pedocs.de/volltexte/2015/10770/pdf/ZfPaed_1996_5_Arnold_Deutungslernen_in_der_Erwachsenenbildung.pdf (zuletzt abgerufen am 07.03.2022)
- Ullrich, Carsten G. (2020): Das Diskursive Interview. Methodische und methodologische Grundlagen (2. Aufl.). Wiesbaden
Transfer für Bildung e.V.
Der Verein Transfer für Bildung e.V. setzt sich für die politische und kulturelle Bildung ein. Er fördert deren Beforschung, Beratung und Begleitung der Praxis und unterstützt den Dialog von Wissenschaft, Praxis und Politik in diesen Bereichen.
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Grundbegriffe der Politischen Bildung
Um Kontroversen, Positionen und Perspektiven in der Politischen Bildung einordnen zu können, braucht es Wissen um dahinterliegende Diskurse. Die Traditionslinien der Politischen Bildung schlagen sich dabei auch im Fachvokabular der Profession nieder. Die Begriffsprägungen zeigen somit Erkenntnisse, Konsense aber auch Konfliktlinien innerhalb des Fachdiskurses an. Der hierbei entstehende argumentative Dialog ringt dabei zugleich um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam mit unseren Autor*innen aus der Politischen Bildung stellen wir an dieser Stelle Grundbegriffe der Politischen Bildung vor.