Grundbegriffe
der Politischen Bildung

Re-Education

Wörtlich übersetzt meint „Re-Education“ „Zurück-Erziehung“. Nachdem das nationalsozialistische Deutschland besiegt war, sollten die Deutschen zu Demokrat*innen „erzogen“ werden bzw. sich dazu selbst erziehen. Das sollte nicht nur für die Schulen, sondern auch für die Erwachsenenbildung gelten. 

Vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 berieten die USA, Großbritannien und die Sowjetunion in Potsdam, wie es im Nachkriegsdeutschland weitergehen sollte. Die Dreimächtekonferenz beschloss in ihrem „Potsdamer Abkommen“, „dem deutschen Volk die Möglichkeit [zu] geben, sich darauf vorzubereiten, sein Leben auf einer demokratischen und friedlichen Grundlage von neuem wiederaufzubauen.“ Es werden verschiedene „Grundsätze“ benannt, darunter dieser: „Das Erziehungswesen in Deutschland muß so überwacht werden, daß die nazistischen und militaristischen Lehren völlig entfernt werden und eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht wird.“ (Mitteilungen … 1945) 

Mit Beginn des Kalten Krieges wurde in den vier Besatzungszonen – Frankreich war als Teil des Alliierten Kontrollrats hinzugekommen – ein jeweils eigene Umerziehungspolitik verfolgt (siehe Kuhn/Massing/Skuhr 1993, 109 ff.).  

Re-Education war das Programm der amerikanischen Militärregierung. In einem Bericht aus dem 1947 heißt es: „Eines der hauptsächlichen Ziele der Militärregierung in Deutschland ist, ein ausgedehntes Programm für die Erwachsenenbildung einzurichten. Dadurch soll versucht werden, dem Volk demokratische Prinzipien und Lebensgewohnheiten beizubringen und ihnen die Irrtümer der Nazi-Doktrinen vor Augen zu führen.“ (zit. nach Knieriem/Schneider 1978, 36) 

Grundlegende Absicht war die „Rückführung Deutschlands in die Kulturgemeinschaft zivilisierter Nationen, die es unter der national-sozialistischen Herrschaft verlassen hatte“ (zit. nach ebd.. 21). 

In letzter Konsequenz scheiterten etliche Ziele der Re-Education am Widerstand der Deutschen gegen die Besatzungspolitik.

Weiterlesen:

  • Knierim, Alfred / Schneider, Johannes: Anfänge und Entwicklungstendenzen des Volkshochschulwesens nach dem 2. Weltkrieg (1945 – 1951), Stuttgart 1978
  • Kuhn, Hans-Werner Massing, Peter/Skuhr, Werner (Hrsg.): Politische Bildung in Deutschland. Entwicklung – Stand – Perspektiven, 2. Aufl., Opladen 1993 109 – 141 
  • Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin [(„Potsdamer Abkommen“) vom 2. August 1945], in: http://www.documentarchiv.de/in/1945/potsdamer-abkommen.html
Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer

Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer

Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer ist Politik- und Bildungswissenschaftler und außerplanmäßiger Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Er beschäftigt sich mit Geschichte, Theorie und Praxis der politischen Bildung sowie mit der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und -extremismus.

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Grundbegriffe der Politischen Bildung

Um Kontroversen, Positionen und Perspektiven in der Politischen Bildung einordnen zu können, braucht es Wissen um dahinterliegende Diskurse. Die Traditionslinien der Politischen Bildung schlagen sich dabei auch im Fachvokabular der Profession nieder. Die Begriffsprägungen zeigen somit Erkenntnisse, Konsense aber auch Konfliktlinien innerhalb des Fachdiskurses an. Der hierbei entstehende argumentative Dialog ringt dabei zugleich um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam mit unseren Autor*innen aus der Politischen Bildung stellen wir an dieser Stelle Grundbegriffe der Politischen Bildung vor.

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