Grundbegriffe
der Politischen Bildung

Plurale Trägerlandschaft

Politische Bildung ist ein eigenständiger Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung in Deutschland. Erwachsenenbildung/Weiterbildung gilt als vierte Säule des Bildungssystems und wird durch die Grundsätze Subsidiarität, Föderalismus und Pluralität strukturiert (siehe Nuissl 2018: 501). Der Erwachsenenbildungsbereich ist überwiegend zivilgesellschaftlich organisiert, weshalb Bund, Länder und Kommunen aufgrund des in Deutschland festgelegten Subsidiaritätsprinzips nur für den Ausgleich von Defiziten eingreifen. Es gibt zwar staatlich bzw. öffentlich aufgewendete Mittel für Erwachsenenbildung/Weiterbildung, sie wird damit allerdings nicht vollständig staatlich finanziert (siehe a.a.O.: 500-501).

Aufgrund der föderalen Struktur des Bildungssystems gibt es unterschiedliche Ländergesetze für (politische) Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Die Gesetze stimmen darin überein, „dass Erwachsenenbildung als Ganzes im Unterschied zu Schule und Hochschule nicht staatlich geordnet, nicht in das öffentliche Bildungssystem integriert sein muss, auch dann nicht, wenn sie als staatliche bzw. kommunale Pflichtaufgabe aufgefasst wird“ (Schrader 2011: 38). Die Anbieter- und Trägerlandschaft unterliegt damit zwar staatlichen Einflüssen, ist in ihrer Struktur jedoch plural und ein komplexes Geflecht aus Institutionen bzw. einer Vielzahl und Vielfalt von Einrichtungen und Trägern, die in der Regel zivilgesellschaftlich und frei organisiert sind (siehe Tippelt & Lindemann 2018: 524; Nuissl 2018: 500). Dabei gibt es „unterschiedliche Rechtsformen der Einrichtungen, variantenreiche inhaltliche Angebotsstrukturen und Beschäftigungsverhältnisse“ (Zeuner 2013: 82).

Träger politischer Erwachsenenbildung haben unterschiedliches Professionswissen und unterschiedliche gesellschaftspolitische Perspektiven, Positionen und Wertebezüge, damit sind sie „ein Abbild pluralen, zivilgesellschaftlichen Engagements“ (Becker 2013: 61). Anders gesprochen: Die plurale Trägerlandschaft politischer Erwachsenenbildung entspricht dem pluralen Grundverständnis unserer Demokratie. Man kann deshalb auch von einer grundsätzlichen Gemeinwohlorientierung der Träger politischer Bildung ausgehen, da sie durch ihre Angebote nicht nur Individuen in ihrer politischen Urteils- und Handlungsfähigkeit stärken, sondern auch ein lebendiges demokratisches Zusammenleben unterstützen.  

Weiterlesen:

  • Becker, Helle (2013): Wir Kellerkinder? Zur Geschichte der „Profession politische Bildung“ in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung. In: Hufer, Klaus-Peter / Richter, Dagmar (Hrsg.): Politische Bildung als Profession. Verständnisse und Forschungen. Perspektiven politischer Bildung. Bonn, S. 49-63
  • Nuissl, Ekkehard (2018): Ordnungsgrundsätze der Erwachsenenbildung in Deutschland. In: Tippelt, Rudolf / von Hippel, Aiga (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung (6. Aufl.). Wiesbaden, S. 499-520 
  • Schrader, Josef (2011): Struktur und Wandel der Weiterbildung. Bielefeld
  • Tippelt, Rudolf / Lindemann, Barbara (2018): Institutionenforschung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung. In: Tippelt, Rudolf / von Hippel, Aiga (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung (6. Aufl.). Wiesbaden, S. 521-542 
  • Zeuner, Christine (2013): Erwachsenenbildung und Profession. In: Hufer, Klaus-Peter / Richter, Dagmar (Hrsg.): Politische Bildung als Profession. Verständnisse und Forschungen. Perspektiven politischer Bildung. Bonn, S. 81-96 
Transfer für Bildung e.V.

Transfer für Bildung e.V.

Der Verein Transfer für Bildung e.V. setzt sich für die politische und kulturelle Bildung ein. Er fördert deren Beforschung, Beratung und Begleitung der Praxis und unterstützt den Dialog von Wissenschaft, Praxis und Politik in diesen Bereichen.

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Grundbegriffe der Politischen Bildung

Um Kontroversen, Positionen und Perspektiven in der Politischen Bildung einordnen zu können, braucht es Wissen um dahinterliegende Diskurse. Die Traditionslinien der Politischen Bildung schlagen sich dabei auch im Fachvokabular der Profession nieder. Die Begriffsprägungen zeigen somit Erkenntnisse, Konsense aber auch Konfliktlinien innerhalb des Fachdiskurses an. Der hierbei entstehende argumentative Dialog ringt dabei zugleich um Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam mit unseren Autor*innen aus der Politischen Bildung stellen wir an dieser Stelle Grundbegriffe der Politischen Bildung vor.

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